Es ist erstaunlich wie viel Zeit wir auf einmal finden, wenn es um unser Äußeres geht. Es beginnt bei den Meisten schon morgens mit einem längeren Ritual vor dem Badezimmerspiegel. Hier ein Cremchen, da eine Farbe, da kurz zupfen, Unebenheiten abdecken und so geht es munter weiter. Sind wir dann einmal mit der Prozedur fertig, geht’s auf zum Kleiderkasten. Dort angekommen kann es auch schon mal zu einem morgendlichen Drama ausarten. Gerade wir Frauen kennen dieses Spielchen noch besser. Kurzgefasst, wir legen sehr viel Wert auf unser Äußeres, was ja auch gut ist, aber eines vergessen wir dabei, nämlich das was uns verbindet, nämlich das Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele. Und ja, oft verdrängen wir das sogar absichtlich und achten nicht darauf, denn es kann sehr unschön für uns werden, wenn wir beginnen mit uns selbst zu befassen. Solange wir uns in unserem alltäglichen Rad befinden, fühlen wir uns sicher.
Aber ist das auch wirklich das was wir wollen, oder eher eine jahrelang eintrainierte Routine? Ich selbst habe es erfahren dürfen, was es heißt die Verbindung verloren zu haben, getrennt von meinem wahren Ich. Ich war nur noch Hülle. Ich habe funktioniert, war zwar hier, aber doch so weit weg. Jahre nach meinem Zusammenbruch wurde mir klar, dass diese Krankheit ein Geschenk an mich war. Ich habe die Möglichkeit bekommen mich selbst neu zu er“finden“, was ich aber nicht zur Gänze geschafft habe. Manche Muster in meinem Leben waren zu sehr, zu intensiv aufgebaut, sodass ich sie bis heute immer wieder abrufe. Was ich allerdings verinnerlicht habe, ist auf seinen Körper zu achten. Nicht im Außen, sondern im Innen.
Der Körper ist das Spiegelbild der Seele. Achtest du nicht auf deine Gefühle , äußerst sich dies irgendwann einmal über deinen Körper. Hier ist es wichtig achtsam zu sein, zu lauschen was er mir vermitteln möchte, um gegenlenken zu können. Oft manifestieren sich unterdrückte Gefühle in bestimmten Regionen im Körper, und genau dort stockt es dann. Die Energie kann nicht mehr fließen und es entstehen Blockaden. Körperlich, geistig und seelisch. Es ist wichtig zu wissen, dass der Körper nicht nur aus einer Hülle bestehen. Denn jede Hülle hat auch ein Innenleben.
Wie bekommt man Köprer, Geist und Seele in Einklang?
Yoga bedeutet übersetzt „anjochen, verbinden“. Nämlich genau diese Verbindung zwischen Körper, Geist und Seele. Ein Gefühl entsteht aus der Seele, eine Emotion beginnt bereits im Kopf. Aus einer Emotion entstehen Gedanken, Worte und Taten. Eine Verkettung mit Auswirkungen.
Bei den Gedanken ist es wie bei einem guten Wein, einem Stück Schokolade oder anderen Genussmitteln. Je regelmäßiger du Alkohol zu dir nimmst, Süßigkeiten nascht oder Zigaretten rauchst, umso mehr wirst du es Schritt für Schritt brauchen, um deine Lust danach zu stillen.
Je mehr man sich mit seinen Gedanken identifiziert, umso stärker werden diese. Gedanken können Emotionen auslösen. Diese Emotionen können sich entweder schmerzhaft oder nicht schmerzhaft anfühlen.
Patanjali beschreibt im YS die 5 Arten der Gedankenwellen (Vrittis)
Pramána – das Korrekte Wissen
Hier geht es um die direkte Wahrnehmung, alles was ich selbst erfahren habe ist wahr. Dieses wird auch als inneres Instrument (antarkárana) bezeichnet. Auch hier wird in 4 Teile unterschieden.
· Ahamkára – das Ego, der „ich Macher“
· Buddhi – die Vernunft, der Wille, der Intellekt
· Manas – Denken, Wahrnehmung, Gefühle
· Citta – das Unterbewusstsein, Fähigkeiten, Gedächtnis
Viparyaya – der Irrtum
Irrtum bedeutet falsches Wissen. Wir wurden getäuscht. Eine Illusion, etwas was nicht wahr ist.
Vikalpa – die Einbildung
Hierbei geht es um eine wörtliche Täuschung. Wir identifizieren uns mit den Worten, auch wenn sie an uns selbst gerichtet sind. Zum Beispiel: Du hast dir einen Tee zubereitet und bist gerade dabei dir eine Tasse zu füllen. Deine Gedanken schwirren gerade wieder herum, du bist unkonzentriert und schüttet daneben. Oft passiert es dann, dass man zu sich selbst spricht: Ich bin zu blöd eine Tasse Tee einzuschenken. Also ein negativer Gedanke (ein Wortgedanke), und genau der manifestiert sich dann auch. Sprich, sobald etwas für dich daneben geht, kommt der Gedanke – ich bin zu blöd. Einige von uns werden sich bei diesem Beispiel wiedererkennen, hier sieht man auch schon welche Macht und enorme Kraft unsere Worte haben. Und es sollte uns bewusst sein, dass es aus Gleiche rauskommt, ob Worte gegen einen selbst, oder gegen andere gerichtet sind! Versuche das zu verinnerlichen, um Verletzungen und Kränkungen zu vermeiden, all das hat Auswirkungen die du vielleicht in Folge gar nicht mitbekommst. Kommt man also in die Situation solch negative Wortgedanken zu haben, sollte man versuchen gleich gegenzulenken, einen positiven Gedanken draus entstehen zu lassen. Kommen wir nochmal zu unserem Beispiel mit dem Tee, hier könnte man den Gedanken umdrehen: dass kann passieren, wichtig ist, dass ich mich nicht verbrannt habe.
Nidra – der Schlaf
Auch der Schlaf ist eine Gedankenwelle. Im Schlaf befinden wir uns in einem klaren Bewusstseinszustand. Es ist der Moment wo wir in Ruhe beginnen zu heilen. Der Geist bleibt trotz des Schlafes Achtsam.
Smritih - Die Erinnerung
Alles was wir in unserem Leben erfahren haben, alles was in der Vergangenheit passiert ist, bleibt im Gedächtnis und ist somit die letzte, die fünfte Gedankenwelle.
Um unseren Geist unter Kontrolle zu bringen, braucht es eine regelmäßige Praxis, ein ständiges Bemühen, um das zur Ruhe bringen unserer Gedanken im Geist. Alles was dazu dient unseren Geist zu beruhigen, diese regelmäßige Übung wird im Yoga Abhyása genannt. Hier geht es um den Willen des Bemühens. Wir versuchen es immer wieder, mal klappt es, mal eben nicht, aber trotzdem bleiben wir dran. Wichtig ist, die Ziele nicht hoch zu setzen, die Ansprüche niedrig zu halten, leider auch so eine Sache in unserer Leistungsorientierten Welt. Kleine, sanfte und bewusste Schritte, keinen Marathon, dafür mit Hingabe, Geduld und Konsequenz. Erst wenn man etwas aufmerksam und bewusst macht, manifestiert es sich, der Geist kommt langsam zur Ruhe.
Aber auch hier gibt es die verschiedenen Hindernisse. Wo kann ich loslassen, woran klammere ich mich, was oder wer hält mich von meinem Weg ab, um zu meinem wahren Selbst PURUSA vorzudringen.
Es können verschiedene Muster sein die wir uns im laufe der Zeit antrainiert haben, es kann die Angst vor dem Neuen, dem Ungewissen sein, mein Ego kann mich blockieren, aber auch vielleicht verschiedene Süchte, wie Alkohol, Medikamente, Drogen. Alle das trübt unseren Geist, wir sind nicht selbst und können nicht zu uns durchdringen. Unser Geist befindet sich in mudha (eines der 5 Geisteszustände – CHITTA BHUMI) – Wir fühlen uns antriebslos, müde, depressiv. Umso wichtiger ist herauszufinden was „mein Ich“ denn wirklich will, wie ich mich befreien kann, was es braucht, um den Geist zu klären.
Haben wir uns dann entschlossen uns auf den Weg zu machen, sollten wir dies regelmäßig machen. Denn oft fallen durch eine regelmäßige Praxis die verschiedenen Verhaftungen ganz von selbst weg. Und ja, es ist ein langer Weg, er wird nicht leicht sein und wir brauchen hierfür viel Willenskraft. Erst wenn ich etwas wirklich möchte, gelingt es mir auch dran zu bleiben. Icchá ´sakti – der Wille – ist jene Kraft die wir benötigen, um auf unserem Weg zu bleiben, und zwar den Weg, den wir für richtig finden.
Um ein Gefühl für Purusa (das Bewusstsein, die Seele) zu entwickeln, ist es wichtig sich seines Körpers, den Gefühlen, Emotionen und Gedanken bewusst zu werden.
Versuche dich mit deiner Seele wieder zu verbinden, auf sie zu hören, auf sie eingehen, sie zeigt dir wer du wirklich bist. Nimm dir Zeit für dich und deine Bedürfnisse, so als würdest du deinen Körper pflegen, genauso pflege auch deine Seele.
Seele gut, alles gut!
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